Holmesplace

Da sich in Wien sowieso jeder Fitnesscenter über 70Eur/Monat als der beste Club in Town bezeichnet, habe ich ein Probetraining gestartet um dem Besten Club auf den Zahn zu fühlen. Oder auf die Gewichter zu greifen – wie man will.

Im Eingangsbereich wird auf Nobelhotel gemacht, die Leute hinter der Pudel tragen Anzug mit Krawatte. Nettes Ambient aber etwas übertrieben. Der Typ der mir die vorbereiteten Unterlagen aushändigt führt am Telefon ein Privatgespräch und hat für mich nur die notwendigsten Worte übrig. Ich bekomme die Eintrittskarte und ein verschlossenes Kuvert mit dem persönlichen Preisangebot.
Wer das Kuvert nicht gleich vor lauter Neugierde auffetzt, der verzichtet auch auf die beliegende Cluberklärung und muss alles auf eigene Faust erkunden. So tat ich es auch.

Das Studio ist ok, aber etwas kleiner als ich es mir erwartet habe. Nur die Checkliste zu erfüllen ist zu wenig. Das gibt einen Minuspunkt.

Drei der fünf Trainer die ich während meines 2 Stunden Aufenthalts gesehen habe, tragen das typische „ich f**k jede Frau“ Gesicht. Die anderen scheinen Ok zu sein. Das gibt eine Null mit Tendenz Minus.

Vorne links trainierte eine übergewichtige Dame am Laufband als hätte sie versehentlich die Geschwindigkeit auf maximum gedreht. Wer so trainiert und noch dazu 40-50kg zuviel hat, der bringt sich um. Da hätten die vorbeigehenden Trainer reagieren müssen, taten sie aber nicht. Minuspunkt.

Das Schwimmbad im Keller ist vorhanden, mehr nicht. Sieht reingepflanzt aus, ist auch reingepflanzt und extem übervölkert. Anscheinend für viele der ausschlaggebende Grund dieses Studio zu wählen. Wenn alles so ausgiebig trainieren würden wie sie im Whirlpool sitzen, dann wären wir eine Olympiagroßmacht. Dafür kann das Bad aber nix, daher trotzdem ein Pluspunkt.

Der Damenclub ist vorhanden, weil es Trend ist einen zu haben. Na gut, also ein Pluspunkt.

Das Publikum besteht aus Leute die was werden wollen und Leute die schon was sind und Leute die sich für etwas halten.
Ein paar dürften für ihre Fitness trainieren aber die meisten scheinen dort zu sein weil daheim sowieso niemand wartet. Dafür kann aber das Studio nix, daher entfallen die Punkte. Persönlich sind mir die Leute zu steif.

Auch die feinste Gesellschaft läßt am Klo und unter Dusche manchmal das Schweinderl raus, das sollte auch ein Fitnesscenterchef wissen. Der Duschbereich geht gnadenlos im Wasser unter. Ein ekeliger Minuspunkt. Für einen Luxusclub inakzeptabel.

Beim Verlassen des Clubs hängt diesmal ein anderer Typ am Telefon und führt gut hörbar ein Privatgespräch. Kein Wortwechsel. Durch nette Worte kann man mich zwar als potentiellen Kunde nicht beeinflussen, so aber schon.
Minuspunkt.

Die Loungebar zum Chillen, Kalorien wieder raufsaufen und flirten wird um 20h von 2 Gästen bevolkert. Sicher etwas zu leer für die Quatratmetermiete. Sonst aber nett eingerichtet, Pluspunkt.

Fazit: zu Zeiten der Privatpensionsvorsorge und schlechter Konjunktur ist die Luft recht dünn geworden. Plötzlich merkt auch die zahlungskräftige Klientel dass man auch in der Natur trainieren kann und die Dusche daheim sowieso schon montiert ist.
Für 125Eur/Monat ein dürftiges Angebot. Moderne Geräte, Flatscreenbildschirme und Handtuchservice ist für diesen Preis trotzdem zu wenig. Hab mein Geld schon sinnvoller rausgeworfen.
Das aktuelle Angebot liegt bei 110Eur/Monat, aber wer will kann da sicher noch verhandeln.

http://www.holmesplace.at/

dieser Beitrag wurde am 26.5.2004 hier erstmals gepostet.

2 Kommentare
  1. Mara
    Mara sagte:

    den beitrag finde ich echt treffend – mittlerweile hat holmes place auch einen pluspunkt weniger: der damenbereich wurde im sommer 2005 ersatzlos gestrichen. liegt nicht mehr im trend. dafür ist es noch voller geworden und ekliger. handtücher werden nur mehr „ausgehändigt“, da so viele verschwunden seien …. spricht für die „anspruchsvolle clientèle“. Ostsprachenkenntnisse sind von Vorteil, da die überwiegende mehrheit der dort handybewaffneten damen aus diesen georgraphischen zonen zu kommen scheint. fazit: keep off!!!

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  2. kenavo
    kenavo sagte:

    ich bin aus salzburg und war ein jahr bei holmes place mitglied. soweit ich es aus der ubahn beurteilen kann, scheint das wiener holmes was das platzangebot anbelant nicht so viel zu bieten wie es in salzburg der fall ist, da es dort ein eigenes gebäude in anspruch nimmt. was die beschreibung der dortigen klientel anbelangt, kann ich nur zustimmen. wer salzburg sogenannte „obere schicht“ gerne von innen betrachten würde der begebe sich ins holmes.

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